Farins Hirnkost

Der Verlag, die Stiftung, Auftritte und was mich sonst so gerade beschäftigt.

                                                                                                                                                            24. September 2016

Der Verlag

Unser Schwerpunkttitel im Herbst dieses Jahres ist:

Bernhard Heinzlmaier:

Anpassen, mitmachen, abkassieren.

Wie dekadente Eliten unsere Gesellschaft ruinieren.

Essay

120 Seiten,

18 Euro;

ISBN 978-3-945398-50-0

Auf dieses Buch freue ich mich schon seit Monaten. Österreichs prominentester Jugendforscher provoziert auch in seinem neuen Essay wieder dort, wo’s wehtut, und die, die es treffen soll: prinzipienlose Manager, die sich benehmen „wie das missratene Kind einer wohlstandsverwahrlosten Erziehung“, Politiker, die „nur an die Macht wollen, egal mit welchen Inhalten“. Aber auch den religiösen Totalitarismus und die neuen rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien analysiert Heinzlmaier in der gewohnten Schärfe. Wer dieses Buch gelesen hat, wundert sich nicht mehr über die AfD-Erfolge.

Bernhard Heinzlmaiers Bestandsaufnahme fällt nicht sehr optimistisch aus: „Die Politik ist dabei, zu verschwinden. Übrig bleibt eine Ansammlung von handlungsunfähigen hohlen Gefäßen, genannt Parteien, deren Äußeres zwar adrett aussieht, deren Innenleben aber verrottet ist. Waren früher die Parteien Träger von Ideen, Idealen und Weltanschauungen, sind sie heute genauso opportunistisch wie ein Softdrink-Konzern. Wie die schlimmsten Produkte der Kulturindustrie schmiegt die Politik sich gurrend und schnurrend an die ästhetischen Bedürfnisse des Durchschnittsmenschen an und umgarnt sein Ego mit Treue-, Nutzen- und Sympathieversprechen, von denen sie schon weiß, dass sie sie nicht halten wird. So wie die BesucherInnen eines Helene-Fischer-Konzerts am Ende mit einem Packen Illusionen in ihren freudlosen Alltag zurückgeschickt werden, erwachen die WählerInnen, wenn ihr von der manipulativen Überzeugungskommunikation hervorgerufener Gesinnungsrausch ausgeschlafen ist, mit Kopfschmerzen und leeren Händen dort, wo sie sich immer schon befanden, außerhalb des Interesses der herrschenden politischen Elite.“ Weiterlesen

Doch es gibt im September noch zwei weitere interessante Veröffentlichungen aus dem Hirnkost Verlag: So erscheint endlich ein lang erwarteter neuer „Dorfpunk“-Band von Klaus Frick:

    

Klaus N. Frick:

Für immer Punk?

EIne Kurzgeschichten-Sammlung

 320 Seiten,

18 Euro;

ISBN 978-3-945398-44-9

Punk in Deutschland: Irgendwann in den späten 70er Jahren ging es los, eine Szene entwickelte sich, die keine echten „Zentralen“ kannte, sondern zahllose Personen, die irgendwie und immer wieder mitmischten und gestalteten. Auch im neuen Jahrtausend ist der Punk nicht tot, egal, was seine Kritiker sagen. Es gibt mehr Bands als je zuvor, und die Szene ist so quirlig und vielseitig wie selten in den vergangenen drei Dutzend Jahren.

Aber wie fühlte es sich eigentlich an, in den 1980er und 90er Jahren Punk zu sein? Und wie ist es, wenn man mit „über vierzig“ immer noch nicht mit dem Punk aufhören mag, allen bürgerlichen Hemmnissen zum Trotz?

In seinen Kurzgeschichten geht Klaus N. Frick diesen Fragen nach. Der Autor – selbst jahrelang ein Dorf- und Kleinstadtpunk – erzählt vom Punkrock-Dasein in Dörfern, Kleinstädten und auf Reisen. Wie sagt man noch mal: „Wer in den Achtzigern wirklich dabei gewesen ist, der erinnert sich nicht mehr.“ Klaus Frick gehört zu den wenigen, die beides miteinander verbinden können – und das auf äußerst unterhaltsame Weise.

Der Autor: Klaus N. Frick, geboren 1963 in Freudenstadt im Schwarzwald, ist im Hauptberuf Chefredakteur von „Perry Rhodan“ und ansonsten einer der bekanntesten literarischen Chronisten der Punk-Bewegung. Bereits in den frühen 80er Jahren produzierte er seine ersten Fanzines: zuerst Science Fiction, später Punkrock. Seit den 90er Jahren veröffentlichte er diverse Bücher, unter anderem die Romane „Vielen Dank Peter Pank“ und „Chaos en France“ im Archiv der Jugendkulturen Verlag.

    

Klaus Farin:

Frei.Wild

 320 Seiten,

18 Euro;

ISBN 978-3-945398-53-1

Wie heißt es so schön: „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich völlig ungeniert.“ (Nicht, dass mich dieses Thema je von irgendwas abgehalten hätte – eher im Gegenteil.) Also habe ich es noch einmal getan und mich der Linken Lieblingsband gewidmet:

Die verkaufte Auflage ihrer bis heute elf Studio- und fünf Live-Alben liegt bei rund 1,5 Millionen Exemplaren. Die Facebook-Seite der Band hat 524.670 „Likes“ und eine Reichweite von 4,27 Millionen Menschen, ihre populärsten Lieder erzielen bei YouTube mehr als zehn Millionen Klicks. Für eine deutschsprachige Band ist das ein erstaunlicher Erfolg. Auch deshalb, weil die Deutschrock-Band aus Südtirol polarisiert und provoziert wie kaum eine zweite Band auf dem Musikmarkt. „Frei.Wild ist keine Gruppe, die nur auf den Markt geworfen wurde, um das Volk mit Wohlfühl-Gedudel einzulullen, sondern kritisiert die ‚heile‘ Welt der Deutschen in einer unbequemen, aber konsequenten Art“, schreibt ein Fan. „Ich halte Frei.Wild für eine Mainstream-Band, die teilweise konservatives Denken offenbart. Allerdings vermag ich keinen antisemitischen oder rassistischen Hintergrund auszumachen. Bigotte Einstellungen aufzuzeigen, ist nach den gravierenden persönlichen Anfeindungen ihr gutes Recht. Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, sie weiter auszugrenzen und in die rechte Ecke zu stellen. Man muss sie nicht lieben, aber ihr vehementer Protest gegen rechtsradikale Einordnung sollte ernstgenommen werden“, erklärt Marek Lieberberg. „Frei.Wild sind der Soundtrack für die Lügenpresse-Schreier, die unverkrampften Patrioten und völkischen Wurzeldenker, die heimatliebenden Stehpisser, die Authentizitätshuber und Geschichtsrelativierer“, meint dagegen Jonas Engelmann in der Jungle World. Und an manchen deutschen Schulen werden Schüler_innen aus dem Unterricht geworfen, wenn sie mit einem Frei.Wild-Shirt bekleidet erscheinen. „Ich unterrichte keine Neonazis.“

In „Frei.Wild“ dokumentiere ich sämtliche Vorwürfe, die gegen die Band erhoben wurden, ich habe Historiker und andere Experten dazu befragt und die Band selbst damit konfrontiert. Das erste Hauptkapitel widmet sich der Biografie der vier Südtiroler Musiker und der Geschichte ihrer Band. Grundlage dieses Kapitels waren – außer Medienberichten, Gesprächen mit Menschen, Freunden und Gegnern, die die vier Musiker persönlich kennen, und natürlich den Songs und allen anderen Veröffentlichungen der Band – eine Reihe ausführlicher biografischer Einzelinterviews, die ich seit 2013 mit ihnen geführt habe.

Frei.Wild ist eigentlich nicht wirklich zu verstehen, wenn man ihren Hintergrund nicht kennt, nichts weiß von Südtirol, seiner Geschichte und Mentalität. Deshalb arbeitet ein weiteres Kapitel die schwierige Geschichte dieses Landes auf, das viele Deutsche nur als Urlaubsparadies kennen.

So ist dieses Buch „nicht nur eine Band-Biografie, sondern zugleich auch eine der größten Fan-Studien, die jemals im deutschsprachigen Bereich durchgeführt wurden, eine Auseinandersetzung mit dem neu erwachten Regionalismus in Europa und der Wirkung und Bedeutung von Musik, mit Mediendarstellungen und Vorurteilen. Eine Heimatgeschichte der besonderen Art zwischen Rock’n’Roll und Patriotismus, Freiheit und Faschismus, Glaube und Popkultur.“
Respekt!

Neues gibt es auch von der „Stiftung zur Förderung von jugendkultureller Vielfalt und Toleranz, Forschung und Bildung“, die ich 2010 noch als Vorsitzender des Archiv der Jugendkulturen e. V. initiiert habe: „Respekt! Junge Geflüchtete und Kulturschaffende aus Syrien in Deutschland“ heißt das Projekt, das am 1. September in Berlin und Brandenburg startete und 2017 bundesweit durchgeführt werden wird. Ihr wisst selbst: Die Anschläge von Paris und Brüssel, die Ereignisse in der Silvesternacht und nun auch Amokläufe junger Männer mit muslimischem Hintergrund in Deutschland haben die Unsicherheit der Bevölkerung im Umgang mit Geflüchteten verstärkt, Rechtspopulisten schüren diese weiter und profitierten bei den Wahlen 2016 bereits erheblich davon. Dies macht deutlich: Wir wissen viel zu wenig über die Ursachen der Flucht und besonders über die jungen männlichen Flüchtlinge. Wissen und Empathieangebote schützen vor xenophoben Vorurteilen und Hassschürern! Dieses Projekt soll anhand von autobiografischen Interviews mit jungen Geflüchteten und Kulturschaffenden aus Syrien Wissen zusammentragen und zugleich in Kreativworkshops Begegnungen zwischen einheimischen und syrischen Jugendlichen initiieren. Als Schirmherr konnte ich meinen langjährigen Freund, den wohl weltweit bekanntesten syrischstämmigen Autor der Gegenwart Rafik Schami gewinnen. Schulen, Vereine, Initiativen etc., die mitmachen wollen, oder auch andere Jugendgruppen, die zum Beispiel Lust haben, Interviews mit jungen Syrer_innen zu führen oder Workshops mit ihnen zu machen, können sich jetzt bewerben. Wir können z. B. dafür benötigte Teamer_innen bezahlen. Weiterlesen: http://www.respekt-stiftung.de/

On Tour

Ich bin in den nächsten Wochen auch wieder unterwegs zu zahlreichen Veranstaltungen – vielleicht sieht man sich?!

Über die Jugend und andere Krankheiten in Karlsruhe

Am 28. September geht es im jubez allgemeiner um Jugendkulturen: http://www.jubez.de/veranstaltungen/%C3%BCber-die-jugend-und-andere-krankheiten?aid=0. Klaus Frick wird als Gast dabei sein und am Ende der Veranstaltung auch gerne sein neues Werk signieren.

Zu allen Veranstaltungen mache ich natürlich einen kleinen Büchertisch.

Und für die Medienmenschen unter Euch: Wir können gerne vorab oder während der Veranstaltung ein Interview machen. Die Veranstalter_innen freuen sich auf jeden Fall über jegliche Werbung, Weiterverbreitung dieser Infos!

Aktuelles von mir gibt es auch immer bei Facebook: https://www.facebook.com/klaus.farin bzw. https://www.facebook.com/Archiv.der.Jugendkulturen.Verlag.KG/.

 

Und nicht vergessen: „Wer sich auf die Realität einlässt, muss die beruhigende Eindeutigkeit aufgeben.“

Klaus Farin


NEUE ANSCHRIFT: Hirnkost KG

Lahnstraße 25, D – 12055 Berlin

E-Mail: klaus.farin@jugendkulturen.de 

www.shop.jugendkulturen.de 

www.respekt-stiftung.de   

http://klausfarin.de/  

https://www.facebook.com/klaus.farin

 

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