Liebe Freundinnen und Freunde des Hauses, liebe jugendkulturell Interessierte,
der September bringt spannende Neuerscheinungen im Hirnkost Verlag, die wir euch gerne vorstellen möchten:
Bernhard Heinzlmaier: Anpassen, Mitmachen, Abkassieren. Wie dekadente Eliten unsere Gesellschaft ruinieren Hirnkost Verlag, Berlin 2016 Die Auslieferung erfolgt ab dem 5. September. |
Zum Inhalt:
Österreichs prominentester Jugendforscher provoziert auch in seinem neuen Essay wieder dort, wo’s wehtut, und die, die es treffen soll: prinzipienlose Manager, die sich benehmen „wie das missratene Kind einer wohlstandsverwahrlosten Erziehung“, Politiker, die „nur an die Macht wollen, egal mit welchen Inhalten“. Aber auch den religiösen Totalitarismus und die neuen rechtspopulistischen Bewegungen und Parteien analysiert Heinzlmaier in der gewohnten Schärfe.
Heinzlmaiers Bestandsaufnahme fällt nicht sehr optimistisch aus: „Die Politik ist dabei, zu verschwinden. Übrig bleibt eine Ansammlung von handlungsunfähigen hohlen Gefäßen, genannt Parteien, deren Äußeres zwar adrett aussieht, deren Innenleben aber verrottet ist. Waren früher die Parteien Träger von Ideen, Idealen und Weltanschauungen, sind sie heute genauso opportunistisch wie ein Softdrink-Konzern. Wie die schlimmsten Produkte der Kulturindustrie schmiegt die Politik sich gurrend und schnurrend an die ästhetischen Bedürfnisse des Durchschnittsmenschen an und umgarnt sein Ego mit Treue-, Nutzen- und Sympathieversprechen, von denen sie schon weiß, dass sie sie nicht halten wird. So wie die BesucherInnen eines Helene-Fischer-Konzerts am Ende mit einem Packen Illusionen in ihren freudlosen Alltag zurückgeschickt werden, erwachen die WählerInnen, wenn ihr von der manipulativen Überzeugungskommunikation hervorgerufener Gesinnungsrausch ausgeschlafen ist, mit Kopfschmerzen und leeren Händen dort, wo sie sich immer schon befanden, außerhalb des Interesses der herrschenden politischen Elite.“
Klaus Farin: Frei.Wild Hirnkost Verlag, Berlin 2016 Die Auslieferung erfolgt ab dem 5. September. |
Die verkaufte Auflage ihrer bis heute elf Studio- und fünf Live-Alben liegt bei rund 1,5 Millionen Exemplaren. Die Facebook-Seite der Band hat 524.670 „Likes“ und eine Reichweite von 4,27 Millionen Menschen, ihre populärsten Lieder erzielen bei YouTube mehr als zehn Millionen Klicks. Für eine deutschsprachige Band ist das ein erstaunlicher Erfolg. Auch deshalb, weil die Deutschrock-Band aus Südtirol polarisiert und provoziert wie kaum eine zweite Band auf dem Musikmarkt. „Frei.Wild ist keine Gruppe, die nur auf den Markt geworfen wurde, um das Volk mit Wohlfühl-Gedudel einzulullen, sondern kritisiert die ‚heile‘ Welt der Deutschen in einer unbequemen, aber konsequenten Art“, schreibt ein Fan. „Ich halte Frei.Wild für eine Mainstream-Band, die teilweise konservatives Denken offenbart. Allerdings vermag ich keinen antisemitischen oder rassistischen Hintergrund auszumachen. Bigotte Einstellungen aufzuzeigen, ist nach den gravierenden persönlichen Anfeindungen ihr gutes Recht. Warum sollen nur Schotten, Kosovaren, Katalanen, Basken oder Palästinenser ein Recht auf Heimat reklamieren und nicht die Südtiroler? Aus meiner Sicht gibt es keinen Grund, sie weiter auszugrenzen und in die rechte Ecke zu stellen. Man muss sie nicht lieben, aber ihr vehementer Protest gegen rechtsradikale Einordnung sollte ernstgenommen werden“, erklärt Marek Lieberberg. „Frei.Wild sind der Soundtrack für die Lügenpresse-Schreier, die unverkrampften Patrioten und völkischen Wurzeldenker, die heimatliebenden Stehpisser, die Authentizitätshuber und Geschichtsrelativierer“, meint dagegen Jonas Engelmann in der Jungle World. Und an manchen deutschen Schulen werden Schüler_innen aus dem Unterricht geworfen, wenn sie mit einem Frei.Wild-Shirt bekleidet erscheinen. „Ich unterrichte keine Neonazis.“
Klaus Farin dokumentiert in seinem Buch sämtliche Vorwürfe, die gegen die Band erhoben wurden, befragt Historiker und andere Experten dazu und konfrontiert auch die Frei.Wild-Musiker selbst damit. Das erste Hauptkapitel widmet sich der Biografie der vier Südtiroler Musiker und der Geschichte ihrer Band. Grundlage dieses Kapitels waren – außer Medienberichten, Gesprächen mit Menschen, Freunden und Gegnern, die die vier Musiker persönlich kennen, und natürlich den Songs und allen anderen Veröffentlichungen der Band – eine Reihe ausführlicher biografischer Einzelinterviews, die Klaus Farin seit 2013 mit ihnen in Südtirol geführt hat.
Frei.Wild ist eigentlich nicht wirklich zu verstehen, wenn man ihren Hintergrund nicht kennt, nichts weiß von Südtirol, seiner Geschichte und Mentalität. Deshalb arbeitet ein weiteres Kapitel die schwierige Geschichte dieses Landes auf, das viele Deutsche nur als Urlaubsparadies kennen.
Außerdem hat Klaus Farin für dieses Buch 4.206 Frei.Wild-Fans befragt. Was bedeutet ihnen die Band? Welche Frei.Wild-Lieder bedeuten ihnen besonders viel? Interessieren sie sich für Politik? usw. Mit 18 Fans hat er darüber hinaus biografische Interviews geführt, darunter mehrere, die selbst einmal der rechtsextremen Szene angehörten und ihm erstaunlich offen von dieser Zeit berichteten.
So ist dieses Buch nicht nur eine Band-Biografie geworden, sondern zugleich auch eine der größten Fan-Studien, die jemals im deutschsprachigen Bereich durchgeführt wurden, eine Auseinandersetzung mit dem neu erwachten Regionalismus in Europa und der Wirkung und Bedeutung von Musik, mit Mediendarstellungen und Vorurteilen. Eine Heimatgeschichte der besonderen Art zwischen Rock’n’Roll und Patriotismus, Freiheit und Faschismus, Glaube und Popkultur.
Der Autor: Klaus Farin, geboren 1958 in Gelsenkirchen, lebt seit 1980 in Berlin. Nach Tätigkeiten als Konzertveranstalter und -Security, Buchhändler und Journalist ist er heute freier Autor und Vortragsreisender in Schulen und Hochschulen, Jugendklubs und Justizvollzugsanstalten, Akademien und Unternehmen. Diverse Veröffentlichungen über Skinheads, Fußballfans, Gothics, Karl May und andere (zuletzt: Die Autonomen. Archiv der Jugendkulturen 2015). Von 1998 bis 2011 war Klaus Farin Leiter des auch von ihm gegründeten Archiv der Jugendkulturen. Heute ist er Vorsitzender der Stiftung Respekt! und im Vorstand von Aktion Courage e. V., dem Träger des Projektes „Schule ohne Rassismus“.
Das Motto seiner Arbeit: „Wer sich auf die Realität einlässt, muss die beruhigende Eindeutigkeit aufgeben.“
Die BUCHPREMIERE findet am 19. September in der Posthalle Würzburg statt – Eintritt frei: https://www.evensi.de/klaus-farin-zu-pro-und-contra-freiwild-posthalle-wurzburg/183839389
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Als weiterer Titel erscheint ebenfalls am 12. September endlich ein lang erwarteter neuer „Dorfpunk“-Band von Klaus Frick:
Klaus N. Frick: Für immer Punk? Eine Kurzgeschichten-Sammlung Hirnkost Verlag, Berlin 2016 Die Auslieferung erfolgt ab dem 5. September. |
Punk in Deutschland: Irgendwann in den späten siebziger Jahren ging es los, eine Szene entwickelte sich, die keine echten „Zentralen“ kannte, sondern zahllose Personen, die irgendwie und immer wieder mitmischten und gestalteten. Auch im neuen Jahrtausend ist der Punk nicht tot, egal, was seine Kritiker sagen. Es gibt mehr Bands als je zuvor, und die Szene ist so quirlig und vielseitig wie selten in den vergangenen drei Dutzend Jahren.
Aber wie fühlte es sich eigentlich an, in den achtziger und neunziger Jahren Punk zu sein? Und wie ist es, wenn man mit „über vierzig“ immer noch nicht mit dem Punk aufhören mag, allen bürgerlichen Hemmnissen zum Trotz?
In seinen Kurzgeschichten geht Klaus N. Frick diesen Fragen nach. Der Autor – selbst jahrelang ein Dorf- und Kleinstadtpunk – erzählt vom Punkrock-Dasein in Dörfern, Kleinstädten und auf Reisen.
Der Autor: Klaus N. Frick, geboren 1963 in Freudenstadt im Schwarzwald, ist im Hauptberuf Chefredakteur von „Perry Rhodan“ und ansonsten einer der bekanntesten literarischen Chronisten der Punk-Bewegung. Bereits in den frühen achtziger Jahren produzierte er seine ersten Fanzines: zuerst Science Fiction, später Punkrock. Seit den neunziger Jahren veröffentlichte er diverse Bücher, unter anderem die Romane „Vielen Dank Peter Pank“ und „Chaos en France“ im Archiv der Jugendkulturen Verlag.
Der Hirnkost Verlag wünscht euch schöne, sonnige Spätsommertage!
Mit freundlichen Grüßen,
Sabrina Firley (Presse)
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