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Zwischen konservativer Mentalität und Fun-Orientierung

Aufgeschlagenes Buch© PublicDomainPictures | pixabay.com

Die Autorin zählt seit langen Jahren zu den führenden Expertinnen der Jugendforschung im deutschen Sprachraum. Und sie besitzt das erfreuliche Vermögen, ihre Forschungsergebnisse in verständlicher, lockerer, teilweise von feiner Ironie umgarnter Sprache zu präsentieren, was das Lesen zu einem erfreulichen, ja fast entspannten Vergnügen macht – wäre die Thematik eine erbauliche! Das Buch zeigt unmissverständlich, dass die moderne Jugend am Rande eines großen Bruchs steht, vergleichbar mit der Situation Jugendlicher vor der Machtübernahme des Faschismus in europäischen Ländern des 20. Jahrhunderts.

Auf der einen Seite ist da die Sehnsucht nach festen Bindungen, Freunden, nach der romantischen Liebe „bis dass der Tod uns scheidet“, eine zutiefst konservative Mentalität; auf der anderen Seite beziehungsarme, unverbindliche Kontakte, die die Fun-orientierten Bedürfnisse eines aufgeblähten, an Markenklamotten klebenden Egos befriedigen sollen. In den verschiedenen Jugendkulturen wird der kurzlebige Ausstieg aus der harten Arbeits- und Schulungsalltagrealität durchgezogen. Fluchtwelten kontrastieren mit rauer Überlebenskampf-Wirklichkeit.

Diese widersprüchliche Mentalität, der Wunsch nach Sicherheit versus der Drang nach Unverbindlichkeit und planlos in den Tag hinein leben ist der Spiegel unserer Gesellschaft: Konventionelle, bindungsorientieret (Rest-)Werte neben leistungs- und konsumgepeitschten Identitätsschablonen.

Die Sicherheit früherer Generationen ist vorbei: Selbst gute Ausbildungen garantieren keinen gut bezahlten, sicheren Job. Die „Kinder der Krise“ sind im Grunde eine geschüttelte, bedauernswerte Generation. Und die Hoffnung auf die Veränderungen der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen muss – so scheint es – noch warten.

Roman Schweidlenka

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