Hollow Skai:
PUNK
Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung
Magisterarbeit an der Germanistischen Fakultät der Universität Hannover
„Wer Interesse am Punk hat, egal ob aus wissenschaftlichen Motiven oder aufgrund der Suche nach authentischer Orientierung, findet hier die wahren Wurzeln der Punkbewegung im (West-)Deutschland der späten Siebziger. Man muss kein Punk sein, um dieses Buch gut zu finden.“
Enrico Damme, in: Corax
„Man muss kein Punk sein und man muss sich auch nie zu dieser Subkultur gezählt haben, um dieses Buch gut zu finden. Es gibt einen eindrucksvollen Einblick in die frühen Zeiten einer Szene, die sich nach mittlerweile dreißig Jahren zu einem festen Bestandteil des Subkultur-Kosmos gewandelt hat. Sprachlich blieb Hollow Skai damals nicht der wissenschaftlichen Gespreiztheit verhaftet, sondern erzählte mehr, als dass er beschrieb. So wird sein Buch zu einer unterhaltsamen Zeitreise in die späten 70er und frühen 80er Jahre, flott geschrieben und interessant bebildert in einer beeindruckend gut gestalteten Hardcover-Ausgabe.“
Klaus N. Frick in: www.perry-rhodan.net
Punk war mal mehr als nur Musik, mehr als nur Geschäft, mehr als der uniformierte Ausdruck einer neuen Jugendkultur. Daher geht es hier auch nicht um die Erklärung des Punk-Phänomens, sondern die hier vorliegende, erstmals 1981 veröffentlichte und um ein paar „Bonus Tracks“ ergänzte „wissenschaftlich/literarische Kuriosität“(Augsburger Allgemeine) versteht sich zugleich als Manifest gegen die Monarchie des Alltags und als quasi-Laudatio auf den großen Nordstadt-Schwindel.
„Hollow Skai gilt als einer der ganz wenigen Leute, denen es gelungen ist, dem Monopol der multinationalen Medienkonzerne und ihrer kulturindustriell normierten Produkte eine Nische abzuringen, in der das ,neue Lebensgefühl‘ seinen kulturellen Niederschlag finden kann.“
Michael O. R. Kröher
„Wie so viele bebrillte Punkrocker nach ihm wollte Hollow Skai wahrscheinlich wenigstens einmal während seines Studiums Spaß haben und hat aus diesem Grund seinen Lebensinhalt zum Thema seiner Magisterarbeit gemacht. Aber im Gegensatz zu anderen Fuzzis ist er nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit an die Sache herangetreten, sondern hat der Wissenschaft eine ganz große Nase gedreht. Respekt! Was für Außenstehende (Professoren) durchaus ernst zu nehmen erscheint, denn inhaltlich ist ‚Punk‘ durchaus fundiert und plausibel geschrieben, ist für Insider die ‚Verarschung total‘ (Normahl), denn Hollow Skai hat sich erlaubt, an den Haaren herbeigezogene Gimmicks einzubauen. So zitiert er beispielsweise sich selbst (aus seinem No-Fun-Zine) oder Freunde (denen er die Worte einfach in den Mund gelegt hat), allein aus dem Grund, dass er sie in seiner Literaturliste nennen kann.
Hat Hollow Skai, übrigens der Gründer des ehrwürdigen No-Fun-Labels, damit schon in ganz frühen Jahren den Punkrock in Deutschland verraten? Nein, er hat ihm vielmehr ein Denkmal gesetzt, dem hoffentlich so viele Menschen ratlos gegenüber stehen, wie sie es einst vor der Berliner Mauer getan haben. Die für eine Magisterarbeit hohe Seitenzahl relativiert sich übrigens durch die Tatsache, dass in dem Buch einerseits der reine Text als auch die originalgetreue Reproduktion mit sehr stylischem Punk-Layout der Magisterarbeit abgedruckt ist. Punkrocker lesen natürlich das fast schon comichafte Original, Studenten den Klartext. Inhaltlich geht es in den einzelnen Kapiteln um die Entstehung und Bedeutung von Punk, um die Ideologie, die dahinter steckt, um Punk-Fanzines, um die Zusammenhänge von Langeweile und Destruktion im Punk, um Geschlechterrollen, um Punkmode und deren Hintergründe und so weiter. Als Bonus gibt es am Ende des Buches noch einige ‚Bonustracks‘, die Hollow Skai über die späteren Jahre hinweg im Bezug auf Punk veröffentlicht hat. Das alles inklusive vieler Fotos, Collagen und anderem Kram. Im Ergebnis kann dieses Buch bei ausreichender geistiger Reife viel Freude bereiten und sollte es auch tun.“
Obnoxious in: Punkrock!
Aus der Echtzeit – Hollow Skais Punk-Analyse von 1980 in Neuauflage
Von Martin Büsser (in Junge Welt vom 11.11.08)
Inzwischen gibt es zahlreiche Bücher über Punk, die Geschichte ist geradezu erschöpfend aufgearbeitet worden. Die Punks von damals sind heute über Vierzig und investieren gerne den ein oder anderen Euro, um sich noch einmal der Bedeutung ihrer Jugend zu vergewissern. Das Problem dieser Bücher ist jedoch, daß sie aus dem Rückblick geschrieben sind. Sie müssen den Lesern nicht mehr die kultur- und musikgeschichtliche Bedeutung von Punk nahebringen, da diese von niemandem mehr angezweifelt wird. Das war 1980 noch anders, als Hollow Skai seine Examensarbeit im Fach Germanistik zum Thema Punk veröffentlichte. In Deutschland war Punk zu dieser Zeit alles andere als tot, er begann vielmehr gerade erst so richtig zu toben und die Jugend zu spalten – in Punks, Popper, Ökos und Altrocker. Hollow Skai war selbst in der gerade wild um sich greifenden Szene aktiv beteiligt und hatte in Hannover das »No Fun«-Label gegründet, wo unter anderem Platten von Hans-a-Plast und Rotzkotz erschienen. Von einem wissenschaftlich distanzierten Blick auf Punk kann in seiner Magisterarbeit also keine Rede sein. Weite Strecken seiner Arbeit sind nicht nur optisch wie ein Punk-Fanzine gestaltet, sondern auch im Fanzine-Stil geschrieben, voller subjektiver Bekundungen, von denen einem eigentlich im ersten Semester eingebleut wird, daß sie in einer akademischen Arbeit nichts zu suchen haben. Doch Hollow Skai geht von Anfang an auf Konfrontationskurs: »Punk macht Widersprüche transparent und lebendig. Aber: Kommt es darauf an? Kann dies der Sinn einer wissenschaftlichen (mit Verlaub: kotz … würg …) Arbeit sein?«
weiterlesen:
„Wir brauchen keine Bücher über Punk.
Wir brauchen Punk-Bücher.
Um es kurz zu machen: Hollow Skais „Punk – Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung“ ist kein Buch über Punk. Es ist Punk.
Wer also nette Anekdoten aus der wilden Zeit von damals sucht, um sie beim nächsten Indie-Stammtisch zum Besten zu geben, wir hier nichts finden. Keine Listen mit Bandmitgliedern, keine Diskographien mit den wichtigsten Platten, keine Hochglanzfotos. Nein, das ist nicht schade.
Denn es handelt sich hier ausnahmsweise mal nicht um eine der Veröffentlichungen, die sich gegenseitig darin überbieten, die „gute, alte Zeit früher“ noch ein bisschen heroischer, authentischer, bisweilen auch politischer darzustellen, um gleichzeitig der Jugend von heute ihre konsum-verseuchte und antriebslose Existenz vor Augen führen zu wollen. Dass „Punk“ gar nicht in die Nähe der „Ich war selber mal Punk und zeig den Jungs und Mädels von heute mal, wie’s bei uns so abging“-Bücher gerät, liegt vor allem an seiner Entstehungsgeschichte. The Story goes a little bit like this: Germanistik-Student Holger Poscich steht im Winter 1979/80 vor dem großen Problem eines jeden Studenten: Sein Studium neigt sich dem Ende zu, eine Abschlussarbeit muss her. Poscich – schon deutlich von der noch jungen Punk-Kultur beeinflusst – entscheidet sich dafür, das Unvereinbare zusammenzubringen: eine wissenschaftliche Arbeit über den Punk mit den Mitteln des Punk. Was für ihn als Fanzine-Redakteur heißt: Schnippeln, kritzeln und natürlich kopieren. Heraus kommt eine Magisterarbeit, die deutlich mehr Punk in sich trägt als Wissenschaft; egal, Poscich besteht mit „gut“ (Tipp fürs nächste Leben: Germanistik studieren!), gründet ein Plattenlabel (No Fun Records, auf dem unter anderen so illustre Bands wie Hans-a-Plast, Rotzkotz, Bärchen und die Milchbubis oder Mythen in Tüten veröffentlichten), arbeitet beim Hannoveraner Stadtmagazin Schädelspalter, später als Kulturredakteur beim stern, und und und: Happy End.
Poscichs bzw. Skais „wissenschaftlich/literarische Kuriosität“ (Augsburger Allgemeine) erschien bereits 1981 im Sounds-Verlag, nun hat das Archiv der Jugendkulturen in Berlin es in einer hochwertigen Fassung neu aufgelegt. Neben dem Original-Manuskript als Faksimile befindet sich in diesem Band der komplette Text auch in einer redigierten Fassung, was die Lesbarkeit enorm erleichtert (Der Musik-Express bescheinigte Skais Originalfassung von „Punk“ die „wohl höchste Satzfehlerquote seit Einführung der Buchstabenschrift“ und liegt damit ziemlich sicher richtig).
Sicherlich, den ganz großen Neuheiten begegnet man in dieser Grundlegung der Punk-Kultur aus dem Jahr 1979 nicht (mehr). Jedoch kann man noch heute – 27 Jahre nach dem erstmaligen Erscheinen – kaum etwas lesen, das die Lebenshaltung des Punk (Musik, Mode, Kunst, Politik) in dieser Form auf den Punkt bringt. In diesem Sinne handelt es sich bei „Punk – Versuch der künstlerischen Realisierung einer neuen Lebenshaltung“ also nicht um einen wissenschaftlichen Aufsatz, der dieses oder jenes über Punk zu erklären vermag. Dieses Buch ist ein Zeitdokument und ein Manifest. Es ist Punk und zwar in dessen ursprünglichem Sinn, dass es besser ist, Dinge zu machen, als sich den Mund fusslig zu reden.“
Tobias Schärtl in: www.zyva.de
Erstaunlich, wie viele Themenkomplexe auch heute noch debattiert werden – z. B. Sexismus in der Szene –, die damals schon ein Thema waren. In erster Linie ist die Arbeit als Zeitdokument sehr spannend zu lesen. Wie schreibt (und reflektiert) ein Germanist und Politikwissenschaftler über Punk im Jahre 1979, zu einem Zeitpunkt, da er selber Teil der Bewegung ist. Insgesamt ein schönes Zeitdokument für ein punkbegeistertes (und an den Hintergründen dessen interessiertes) Leserklientel.
Maurice Schuhmann in: http://cultureglobe.de/
Das Buch ist online im Shop erhältlich.