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Ich würde vorschlagen, den klassischen christlichen Dreiklang aus Glauben, Hoffnung und Liebe um den Humor zu erweitern.

In dem Satireband „Die Krone der Schöpfung“ greift die Professorin für Allgemeine Pädagogik Margit Stein Szenen aus dem Leben und unserem Alltag auf, die sie pointiert und schwarzhumorig betrachtet. Im Interview erzählt sie uns über ihre Motivation und warum Humor so wichtig ist.

Liebe Margit, schön, dass du die Zeit gefunden hast, ein paar Fragen für uns zu beantworten. Magst du den Leser:innen kurz erzählen, wer du bist?

Ich bin 46 Jahre alt, sehr stark umweltbewegt und an vielfältigen gesellschaftlichen sowie psychologischen Zusammenhängen interessiert. Seit dreißig Jahren genau bin ich auch für die Menschenrechte in verschiedenen Vereinen und Initiativen engagiert.

Auch als Professorin für Erziehungswissenschaften bin ich mit vielfältigen sozialen Feldern beschäftigt, wie etwa der Erziehung und Sozialisation in der Familie, der Schule, der außerschulischen Jugendarbeit und auch der informellen Gruppe Gleichaltriger. Mich interessieren in meiner Forschung und Lehre insbesondere die Bereiche der sozialen Entwicklung und hier vor allem der Bereich der Entwicklung persönlicher Werte und Überzeugungen etwa im politischen oder religiösen Bereich.

Mit vielem, was mich im gesellschaftlichen Bereich interessiert, befasse ich mich nicht nur in meiner Forschung durch Umfragen oder Befragungen, sondern auch belletristisch oder grafisch. Ein paar der gesammelten Eindrücke habe ich nun in dem Satireband „Die Krone der Schöpfung“ zusammengestellt.

Daneben bin ich Partnerin und Mutter und aktuell sehr durch meine kleine Tochter gefordert.

Was hat dich bewogen, einen satirischen Rundgang durch unsere Welt zu machen?

Es gibt ja leider immer genug Situationen, die man nur noch mit Humor nehmen kann, so traurig sind sie. In den Satiren spreche ich ein paar dieser gesellschaftlichen Fehlentwicklungen an, durch die ich zum satirischen Rundgang bitte. Wir begeben uns etwa hinter die Fassaden von Beziehungen, wo sich Menschen oftmals nur mehr über Verordnungen und rechtliche Richtlinien etwa in Eheverträgen und Ehevereinbarungen begegnen. Weiter betreten wir auf unserem satirischen Rundgang die Berater- und Behandlungsräume jener Geschäftemacherinnen und Geschäftemacher, die gutgläubigen Zeitgenossen durch Rückführungen in frühere Leben oder Energiereinigungen das Geld abknöpfen, pure Lebensfreude verkaufen oder sich kreativ als Makeup-Artists ausleben und jeden neumodellierten fünffarbigen Fingernagel fast schon zum Preis eines Picassos verkaufen. Es gibt auch Einblicke in eine völlig entmenschlichte Arbeitswelt vor, in der man sich selbst nur noch als Humankapital optimiert, bis hin zum Einfrieren von Eizellen, um den Kinderwunsch auf die Zeit nach dem Renteneintritt zu verschieben.

Bei der Verhinderung sklavenähnlicher Arbeitsverhältnisse leisten die Leserinnen und Leser auch einen direkten Beitrag durch den Kauf des Satirebandes, da der Erlös aus dem Autorenhonorar komplett an den Verein „Aktion Würde und Gerechtigkeit“ von Peter Kossen geht.

Wie wichtig ist für dich (bissiger) Humor, um durch Zeiten, die durch Pandemien, Umweltkatastrophen usw. geprägt sind, zu kommen?

Es gibt so viele Entwicklungen und Situationen auf dieser Welt, die ich in den Satiren anspreche, die man nur noch mit Humor ertragen kann. Die Umweltzerstörung und die Klimaerwärmung, die Pandemie und vor allem der Umgang damit, etwa die Ignoranz und der Verschwörungsglaube, sind nur ein paar Beispiele dafür.

Ich würde also vorschlagen, den klassischen christlichen Dreiklang aus Glauben, Hoffnung und Liebe, wie es im Korintherbrief heißt, um den Humor zu erweitern. Wir brauchen den Glauben an das Gute im Menschen, das man herauskitzeln und fördern kann, die Hoffnung, dass auch in der schlimmsten Situation ein Ausweg vorhanden ist, und die Freude am Leben und die Liebe zu allen Menschen trotz ihrer Schwächen. Aber wir brauchen auch den Humor, um an dieser Welt nicht zu zerbrechen und an den menschlichen Schwächen – natürlich auch insbesondere meiner eigenen Schwächen – nicht zu verzweifeln.

Woher nimmst du die Inspiration für die anekdotenhaften Szenarien in deinem Buch?

Ich werde meist durch bestimmte Begegnungen oder Vorkommnisse zu einer Satire angeregt, die mir zufällig „über den Weg laufen“. Diese kurzen Erlebnisse oder Begegnungen aus dem Alltag baue ich dann in der Phantasie erst gedanklich weiter aus und bringe sie schließlich zu Papier. Oft habe ich schon ein paar erste Ideen gleich unmittelbar in der Situation notiert oder mir selbst auf das Handy aufgesprochen. Und wenn ich mich dann zuhause an den PC setze und mich weiter in die Geschichte hineinvertiefe, kommen die Gedanken so schnell, dass ich oftmals kaum mit dem Schreiben hinterherkomme.

Die Idee für die erste Satire des Bandes „Die Krone der Schöpfung“ etwa über die monogamen Tauben kam mir in der Berliner U-Bahn, als zusammen mit einer Gruppe von drei Männern auch eine Taube einstieg, sich in aller Seelenruhe zwischen die Fahrgäste setzte, um fünf Stationen später von der U2 in die U7 zu wechseln. Als einer der Männer despektierlich „Flugratte“ zu ihr sagte, die Taube jedoch in stoischer Gelassenheit die Schmähung über sich ergehen ließ, erwiderte ich zu ihrer Ehrenrettung, wie man denn nur so über eine Brieftaube sprechen könne, die offenbar auch für uns Menschen richtungsweisend Kurzstreckenflüge meide und auf die Bahn umgestiegen sei. Die ersten Ideen für die Geschichte mit der Taube schrieb ich dann schon auf meinem Laptop auf der Zugfahrt zwischen Berlin und Hannover nieder.

Die Satire über den Mann, der seine Frau mit einem Fahrrad betrügt, kam mir, als ich immer wieder Abend für Abend im Haus gegenüber durch die hell erleuchteten Fenster dasselbe Schauspiel erlebten konnte: ein Mann trägt sein Fahrrad in das Wohnzimmer, setzt es vorsichtig neben dem Sofa ab, um dann ganz offensichtlich gemütlich mit seinem Fahrrad fernzusehen, wobei über die Sofalehne hinaus nur mehr der Kopf des Mannes und das Vorderrad des Drahtesels ragten. Eben der ganz normale Wahnsinn.

Und als ich mir die ein oder andere Wahlkampfrede zur Bundestagswahl anschaute, dann war der Weg zur Satire „Heimatliebe“ natürlich auch nicht mehr weit.

Margit Stein
Die Krone der Schöpfung

Erzählungen
264 Seiten
Hardcover mit Lesebändchen
ISBN 978-3-948675-43-1
Oktober 2021

Welches Szenario in „Die Krone der Schöpfung“ geht dir persönlich besonders nah?

Besonders ärgern mich etwa aktuell mit Sicherheit die in der eben erwähnten Satire „Heimatliebe geht durch den Magen“ dargestellten populistischen Tendenzen bei einigen Parteien, die ich hier bezogen auf ein Thema – nämlich das Essen – aufgreife und ins Absurde wende. Hier wird Wahlkampf auf dem Rücken bzw. im Verdauungstrakt der Bürgerinnen und Bürger ausgetragen. Mit dem Thema Populismus und Extremismus befasse ich mich auch in meiner Forschung. Die Satire ist ein gutes Beispiel dafür, dass ich meinen Ärger literarisch und illustrativ verarbeite.

Inwiefern beeinflusst dich dein beruflicher Hintergrund als Professorin für Pädagogik an der Universität Vechta? Sind pädagogische Themen solche, über die du besonders gern schreibst?

Mein beruflicher Hintergrund beeinflusst mich auf jeden Fall. Ich bin thematisch in meiner Arbeit mit der Herausbildung eines tragbaren Beziehungs- und Erziehungsmusters befasst und mit der Herausarbeitung von gesellschaftlichen Strukturen, die möglichst allen Menschen ein lebenswertes und erfülltes Leben ermöglichen.

Was dies bedeuten kann und vor allem, was uns daran hindert, so zu leben, versuche ich auch in den Satiren humoristisch darzustellen.

„Die Krone der Schöpfung“ ist wunderbar illustriert. Zu jeder Geschichte gibt es ein passendes Bild – was war zuerst da: Wort oder Bild?

Zunächst waren auf jeden Fall die Geschichten da. Aber da ich auch immer ganz klar vor meinem geistigen Auge die Protagonistinnen und Protagonisten oder die Kulisse hatte, drängte es mich dazu, diese auch grafisch festzuhalten. Ich arbeite gerne mit Kohle, mit der man in nur wenigen Strichen oftmals viel einfangen kann. Ich zeichnete unterwegs, zusammen mit Freunden und während meine kleine Tochter auf meinem Schoß schlief. Erst illustrierte ich nur die Tiersatiren – diese sind auch im Satireband jeweils mit vier Abbildungen versehen, dann auch jeweils mit einem Bild die anderen Geschichten.

Ich zeichne und male überhaupt sehr gerne und verschwand schon im Kindergarten oftmals gleich nach meiner Ankunft in der Mal- und Bastelecke.

Es wird ja noch einen zweiten satirischen Gang durch die Welt geben. Was erwartet uns darin?

Der zweite Band versammelt einige meiner Lieblingssatiren. So beginnt er etwa mit meiner ersten Satire, deren Anfänge schon im Jahr 2014 liegen. Damals versuchte ich über Wochen eine ungeliebte bei mir eingezogene Mitbewohnerin zu delongieren, die sich bei mir in der Wohnung ohne Mietvertrag ungebeten einquartiert hatte und sich mit mir ein Katz-und-Maus-Spiel lieferte. Wir arrangierten uns mühsam und ich hatte mich eigentlich schon daran gewöhnt, wenn andere über ihren neuen Partner oder Kinderzuwachs berichteten, anzugeben, dass ich gegenwärtig mit einer Maus zusammenlebe. Während ich die zwei Schlafzimmer belegt hatte, hatte sie sich in Küche und Esszimmer eingerichtet. Ich versuchte alles, um sie in ihrem Expansionsdrang zumindest auf diese beiden Zimmer einzugrenzen, aber Altbauwohnung und den schlecht schließenden Türen sei Dank zwängte sie sich unter jedem Türschlitz durch, begutachtete widerrechtlich auch meine Zimmer und morgens konnte ich nur anhand ihrer Fressspuren ihre nächtlichen Exkursionen nachvollziehen. Dem Einfallsreichtum und der Intelligenz der Maus bei diesem Spiel setzte ich damals ein literarisches Denkmal.

Eine meine Lieblingssatiren nimmt unsere vielfältigen Süchte jenseits der offiziell anerkannten wie etwa der Drogen-, Spiel- oder Kaufsucht aufs Korn,. Je nachdem, wem ich die Satire vorlas, setzte ich jeweils andere Süchte ein und schrieb immer wieder um. Die Leserinnen und Leser können sich also überraschen lassen, welche lebenseinschränkenden Angewohnheiten und Konsummuster nun tatsächlich porträtiert werden!

Margit Stein wurde 1975 in Niederbayern geboren. Nach dem Studium der Psychologie und Pädagogik war sie unter anderem in einem Kinderdorf, einer neurologischen Fachklinik und einer psychosozialen Beratungsstelle tätig. Seit 2009 ist sie Professorin, zunächst für Soziale Arbeit, dann für Erziehungswissenschaften an einer niedersächsischen Universität.
(Foto © privat)

„Was heißt radikales Handeln, für den Einzelnen, für sie als Gruppe? Rechtfertigt das Ziel die Wahl der Mittel?“

Interview mit Heike Brandt

Was hält man von der Waffenindustrie, wenn sie die einzige Arbeitgeberin der Gegend ist und nahezu alle in der eigenen Heimat ernährt? Heike Brandt nähert sich den Fragen nach Schuld und Verantwortung in ihrem neuen Jugendroman „Der tote Rottweiler“. Im Interview spricht sie über die Hintergründe.

Hallo Heike, vielen Dank, dass du dir Zeit für dieses Interview nimmst. Du bist freiberufliche Übersetzerin und Autorin und hast dich auf das Kinder- und Jugendbuch spezialisiert. Wie ist es dazu gekommen?

Ich habe als Kind und als Jugendliche sehr viel gelesen. Bücher eröffneten mir Freiräume, Fenster zu Lebenswelten, zu denen ich sonst keinen Zugang gehabt hätte. Ich habe gemerkt, wie sehr mich das geprägt hat, wie viel Freiheit im Denken mir das jenseits familiärer und schulischer Einschränkungen gegeben hat. Als ich mit Anfang zwanzig selbst ein Kind bekam, habe ich Pädagogik studiert, um mehr über Kindheit zu erfahren und um Alternativen zu den gängigen Sozialisationsformen zu finden. Das war Ende der Sechziger-, Anfang der Siebzigerjahre des vorigen Jahrhunderts, als weltweit viele junge Leute den gesellschaftlichen Status quo infrage stellten und sich für ein freies, selbstbestimmtes Leben ohne Ausbeutung und Unterdrückung einsetzten – für alle. Im Laufe des Studiums und bei ersten praktischen Übungen in der Schule und mit Kindern einer Notunterkunft habe ich gemerkt, dass ich mich für die Schule gar nicht und für die praktische Arbeit mit Kindern wenig eigne. Daher habe ich mich auf das eher theoretische Arbeiten, also auf das „Zuliefern“ für die praktisch Tätigen konzentriert – und dabei lag mir der Bereich der Literatur am nächsten. So habe ich schon während des Studiums mit anderen einen Kinderbuchladen gegründet, in dem wir nur Bücher verkauft haben, die unseren politischen Vorstellungen entsprachen oder ihnen zumindest nicht widersprachen, später habe ich Kinder- und Jugendbücher übersetzt, rezensiert und schließlich selbst geschrieben.

Gerade ist dein neuer Roman „Der tote Rottweiler“ erschienen. Worum geht’s darin?

Es geht um Jugendliche, die sich auf unterschiedliche Weise mit der Waffenproduktion an ihrem Heimatort auseinandersetzen, erst allein, dann gemeinsam als Gruppe. Je näher sie sich mit dem Thema beschäftigen, desto entsetzter sind sie über das, was Waffen anrichten, über die Tatsache, dass sie und ihre Familien wie alle in ihrem Ort direkt oder indirekt von der Waffenproduktion leben. Sie setzen sich mit der Frage der persönlichen Verantwortung auseinander und kommen zu dem Schluss, dass sie handeln müssen – und zwar radikal. Aber was heißt radikales Handeln, für den Einzelnen, für sie als Gruppe? Rechtfertigt das Ziel die Wahl der Mittel?

Das Waffengeschäft als zentrales Thema des Romans bietet ja ordentlich Zündstoff. Wie kam es, dass du gerade Waffen in den Vordergrund gerückt hast? Was war der Reiz für dich?

Wenn Waffen da sind, werden sie auch genutzt. Zu welchem Irrsinn das führt, sehen wir an diversen Kriegen, an Attentaten, an staatlicher Gewalt, an häuslicher Gewalt. Der Einsatz von Kleinkaliberwaffen, Schnellfeuergewehren, Bomben etc. führt nie zu wirklichen Konfliktlösungen, sondern schafft neues Elend, neue Konflikte und jede Menge Umweltzerstörung. Daher sollten solche Waffen nicht mehr produziert werden. Der konkrete Anlass zum Schreiben dieses Buches war ein Zeitungsbericht über einen zwölfjährigen Jungen, der seine beiden Eltern mit der Pistole des Vaters erschossen hatte.

Du beleuchtest das Thema ja aus verschiedenen Blickwinkeln. Wie war es, sich in die unterschiedlichen Perspektiven hineinzudenken und sie zu beleuchten?

Beim Schreiben einer Geschichte entwickeln die einzelnen Figuren ziemlich bald ein Eigenleben – es macht Spaß, dem nachzuspüren, Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, die andere Lebenserfahrungen haben als ich selbst, und sich auf diese Weise mit ihren Standpunkten auseinanderzusetzen. Das zwingt zu genauerem Hinsehen.

Gibt es bestimmte Orte oder Ereignisse, die dich besonders inspiriert haben?

Ich bin an einem Ort gewesen, an dem Waffen produziert werden, und habe mich inspirieren lassen – vom örtlichen Waffenmuseum, vom Friedhof, von der Firmengeschichte der ortsansässigen Firma, von den Aktivist:innen der Friedensbewegung, von der Geschichte der Zwangsarbeiter dort und des Gedenkens bzw. Nicht-Gedenkens daran, von den Blockadeaktionen der Lebenslaute, die sich mit Musik und gewaltfreiem Widerstand für den Frieden einsetzen. Daraus habe ich dann diese fiktive Geschichte entwickelt, in die natürlich auch andere Lebenserfahrungen eingeflossen sind.

Welche Szenen oder Figuren sind dir besonders ans Herz gewachsen? Welche haben dir Schwierigkeiten bereitet?

Das kann ich so nicht beantworten – das Schreiben ist ja ein Prozess, in dem es immer wieder andere Schwerpunkte, Schwellen und Schwünge gibt. Von den jungen Leuten ist mir vielleicht Julika am nächsten, weil ich mich auf ähnliche Weise mit meiner Familie auseinandergesetzt habe.

Du hast ja schon zahlreiche Bücher übersetzt und auch einige Romane geschrieben. Können die Leser:innen sich in Zukunft auf neuen Lesestoff von dir freuen?

Ich bin zurzeit mit meiner eigenen Familiengeschichte beschäftigt. Anhand einer Vielzahl von Dokumenten, Briefen und Fotos will ich versuchen herauszufinden, welche Familienmuster dazu geführt haben, dass fast alle Angehörigen meiner Familie das Nazi-Regime wohlwollend begleitet und unterstützt haben. Und wieso es Ausnahmen gab … Ein weites Feld, ein spannendes Thema.

Außerdem arbeite ich an Geschichten für kleine Kinder – in die vieles einfließt, was ich mit meinen Enkelkindern und mit Kindern von Freund:innen erlebt habe. Einfache Alltagsgeschichten auf Augenhöhe …

Wir stellen Ihnen dieses Interview zum Abdruck gern zu Verfügung. Bitte senden Sie uns ein Beleg zu.


Die Autorin
Heike Brandt, geboren 1947 in Jever, aufgewachsen in Berlin, wo sie immer noch lebt, hat Pädagogik studiert und sich für Projekte wie den Kinderladen in Berlin-Kreuzberg, eiengagiert. Seit Mitte der Achtzigerjahre ist sie als Rezensentin, Rundfunkautorin, Übersetzerin aus dem Englischen und Schriftstellerin tätig – zumeist im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur.


Heike Brandt
Der tote Rottweiler
Jugendroman
18 Euro | 448 Seiten | Hardcover

ISBN
print: 978-3-948675-71-4
epub: 978-3-948675-72-1
pdf: 978-3-948675-73-8

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Ab 1. September 2021 im Handel

„Irgendwie spürte ich immer eine gewisse Traurigkeit in mir, auch wenn ich lachte.“

Interview mit Mesut L.

In seinem autobiografischen Buch „Wedding 65, dritter Hinterhof“ erzählt der Sozialarbeiter und Breakdancer Mesut L. seine bewegende Lebensgeschichte. Wir haben im Interview über seine Beweggründe gesprochen.

Hirnkost: Erzählst du uns in ein paar Sätzen, wer Mesut L. ist?

Mesut. L.: Mesut L. ist geboren und aufgewachsen in Berlin-Wedding, ist Breakdancer der ersten Stunde und Deutscher Meister mit den Wedding Boys. Mit den Flying Steps war ich mehrfacher Weltmeister, habe bei diversen Musikproduktionen und Filmen mitgewirkt und bin Gründungsmitglied von KiezBoom e. V.

Woher kam die Idee, deine eigene Lebensgeschichte zu Papier zu bringen und in Form eines Buches zu veröffentlichen?

Ich wollte meine Gedanken und Gefühle ausdrücken, verschiedene Menschen erreichen, sie aufklären und in der Lebensphase abholen, in der sie sich gerade befinden. Ich möchte ihnen die unterschiedlichen Wege und Möglichkeiten aufzeigen, die auch ein Leben mit suboptimalen Startbedingungen bereithält. Und ich wollte zeigen, wie wichtig es ist, dankbar für das zu sein, was man hat. Und vielleicht auch den einen oder die andere motivieren, selbst ein Buch zu schreiben.

Du hast miterlebt, wie Berlin vor dem Mauerfall war. Wie war es für dich als Kind mit Migrationshintergrund in dieser geteilten Stadt aufzuwachsen?

Man kann sich ja die Umstände nicht aussuchen, in die man hineingeboren wird. Für mich war es eine aufregende und abenteuerliche Kindheit. Aber auch eine, die von Armut geprägt war. Ich konnte es kaum erwarten, erwachsen zu werden. Und irgendwie spürte ich immer eine gewisse Traurigkeit in mir, auch wenn ich lachte.

Mesut L.
Mesut L. | (c) Maximilian Gödecke

Das Tanzen, insbesondere der Breakdance, spielt eine wichtige Rolle in deinem Leben. Immerhin warst du Mitbegründer der Flying Steps. Wie bist du eigentlich zum Tanzen gekommen?

Da es damals in den 80ern weder Deutschrap noch das Internet gab (und wir kein Westfernsehen hatten), beschränkte sich der prägende Einfluss vor allem auf Michael Jackson, den Film Beat Street und natürlich die Straße, die Kids im Kietz. Ich selber habe mir alles durch hartes Training und eine positive Einstellung selbst beigebracht, auf Kartons, die wir einfach irgendwo draußen ausgelegt haben.

In unterschiedlichen Projekten, wie den Flying Steps oder auch KiezBoom e. V. hast du dich als Sozialarbeiter für Jugendliche eingesetzt, auch um sie von der Straße weg zu holen und von der Gewalt. Was hat dich motiviert, dich in diesem Bereich zu engagieren?

Alles wiederholt sich. Und ich wollte beim Elend und bei dem täglichen Überlebenskampf der Menschen ansetzen, die Unterstützung am nötigsten haben. Ich wollte Vorbild sein, sie motivieren, ihre Fähigkeiten und Talente zu entdecken und die Hoffnung nicht aufzugeben. Man muss an seine Träume glauben, dann kann man sie auch umsetzen.

In deine Wedding 65, dritter Hinterhof wirst du als „Überlebender mehrerer Schicksalsschläge“ beschrieben. Verrätst du uns deinen prägendsten Schicksalsschlag? Aber auch deinen größten persönlichen Erfolg?

Der prägendste Schicksalsschlag war wohl, bei 120 km/h auf der Autobahn einen Unfall mit einem Psycho-Shuttle-Fahrer zu überleben, wobei sich der Wagen mehrfach überschlagen hat.

Eines meiner schönsten Erlebnisse war, nochmals Vater von der bezaubernden kleinen Nisa zu werden. Gott hat mir die Gelegenheit gegeben, diese Prüfung mit aller Liebe zu meistern. Und natürlich bin ich genauso stolz und dankbar für meine ältere Tochter, die gerade ihre MSA-Prüfung mit einer eins bestanden hat.

Verrätst du uns, an welchen Projekten du momentan arbeitest?

Ich baue gerade eine urbane Marke auf, eine echte Straßenkollektion von wedding65, ganz transparent. Sie soll den Lifestyle des Hip Hops und Breakdance cool und tragbar machen, gewissermaßen etablieren, damit man nicht länger aufgrund der Klamotte in die kriminelle Schublade gesteckt wird. Durch die Erlöse aus wedding65 werden andere Projekte unterstützt, in denen Jugendliche gefördert und gefordert werden, auch die Aktion „Bleib sauber“. Außerdem entsteht gerade noch ein eigenes Musiklabel, das eine Talentschmiede für Nachwuchskünstler werden soll.

Wir stellen Ihnen dieses Interview zum Abdruck gern zu Verfügung. Bitte senden Sie uns aber ein Beleg zu.

Mesut L.
Wedding 65, dritter Hinterhof

18 Euro | 152 Seiten | Hardcover | Autobiografie

ISBN
print: 978-3-948675-90-5
epub: 978-3-948675-91-2
pdf: 978-3-948675-92-9

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DAS SCIENCE FICTION JAHR – eine Tradition soll weiterleben

Bereits 33 Ausgaben des Jahrbuchs über Science-Fiction-Themen in Buch, Film, Comic, Spiel und anderen Medien sind seit 1986 erschienen, zunächst im Heyne Verlag, dann im Golkonda Verlag. 2019 schien jedoch die Zukunft von DAS SCIENCE FICTION JAHR ungewiss, als im frühen Herbst bekannt wurde, dass der Golkonda Verlag die diesjährige Ausgabe nicht stemmen können wird. Glücklicherweise hat sich Klaus Farin bereit erklärt, die Buchreihe in das Programm des Hirnkost Verlags aufzunehmen und die Infrastruktur für die Publikation bereitzustellen.

Es ist unser Ziel, den Almanach, der von Wolfgang Jeschke aus der Taufe gehoben wurde, auch für die nächsten an Science Fiction und Zukunftsvisionen interessierten Leser*innengenerationen fortzuführen. Hierzu arbeiten wir gemeinsam mit Journalist*innen und dem Genre verbundenen Autor*innen zusammen und geben ihnen Raum, Beiträge zu bestimmten Schwerpunktthemen, wie in der 2019er-Ausgabe zum „Posthumanismus in der Science Fiction“, beizusteuern. In den nächsten Jahren möchten wir dieses Konzept ausbauen und weiterentwickeln.

Um die Zukunft des traditionsreichen Buchprojekts zu sichern, brauchen wir jedoch Unterstützung. Zu diesem Zwecke haben wir eine Crowdfunding-Kampagne gestartet und möchten Sie und Euch bitten, uns dabei zu helfen, Das Science Fiction Jahr 2019 herauszubringen und die Basis zu schaffen, damit wir auch künftig diese Tradition weiterführen können.

Das Science Fiction Jahr 2019 ist 560 Seiten stark, kommt als hochwertige, bebilderte Klappenbroschur daher und wird zu einem regulären Preis von 28 Euro verkauft. Zudem bieten wir das Jahrbuch zur Subskription und im Abonnement zu 25 Euro an.

Wir freuen uns über jede Unterstützung und Vorbestellung!

Klaus Farin, Hardy Kettlitz & Melanie Wylutzki


Mehr über unsere Crowdfunding-Kampagne: www.startnext.com/das-science-fiction-jahr-2019

Im Hirnkost-Shop: shop.hirnkost.de/produkt/das-science-fiction-jahr-2019/

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Twitter: twitter.com/sf_jahr

Melanie Wylutzki & Hardy Kettlitz (Hrsg.)

Das Science Fiction Jahr 2019

Klappenbroschur

ca. 560 Seiten

28 Euro / 25 Euro als Subskription

ISBN 978-3-947380-68-8

ET 6. Februar 2020